Sogar Jeans!

Donnerstag, 13. November 2014

Viele Länder des Ostblocks waren in Moskau mit einem Geschäft vertreten, in dem das verkauft wurde, was das jeweilige Land am besten konnte. Das ungarische Балатон (Balaton) war zum Beispiel hauptsächlich für das Weinsortiment bekannt, das DDR-Geschäft Лейпциг (Leipzig) dagegen für hochwertige Porzellanservices, Taschen und Mäntel aus echtem Leder, Damen-Unterwäsche, Kinderbekleidung – und: Jeans! Also Konsumgüter, die sowohl in Russland als auch in der DDR absolut defizitär waren.
In endlosen Warteschlangen vor und im Kaufhaus standen sich Tag für Tag Besucher aus allen Winkeln der UdSSR die Beine in den Bauch. 1979 zog das Kaufhaus daher vom schicken Leninprospekt, wo es seit 1965 als GUM-Filliale residierte, in ein größeres Haus im Stadtteil Tjoply Stan (Тёплый Стан). Vermutlich sollte die Schlafstadt dadurch aufgewertet werden. Mindestens aber profitierten die Einwohner von der neuen Buslinie, die gleichzeitig eingerichtet wurde, um die Menschenmassen von der Metrostation zum Kaufhaus transportieren zu können.
Im Gegensatz zu den anderen Ostblock-Läden existiert das Kaufhaus Leipzig als Shoppingcenter noch immer und beherbergt das u.a. ein Warenhaus, einen Supermarkt und ein Restaurant. Unverändert ist es ein Synonym für teure (manche sagen: überteuerte) Waren, nur dass sie jetzt nicht mehr aus der DDR kommen.

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