Kein Bock mehr

Donnerstag, 4. Februar 2016

Nun hat es Draufgänger Timur endgültig übertrieben. Seitdem sich der Ziegenbock Ende November seinem Schicksal als Tigerfutter erfolgreich widersetzen konnte, lebte er mit dem eben diesem Tiger Seite an Seite im Primorski-Safaripark in der Nähe von Vladivostok (Post vom 6. Dezember). Den Schlafplatz des Tigers hatte Timur schon in der ersten Nacht okkupiert, in der Folge wurde sein Benehmen noch rüpelhafter. Tiger Amur erduldete den hyperaktiven Bock zwei Monate lang, doch dann war das Maß voll: Eines schönen Tages ging Timur Amur derart auf die Ketten, dass dieser sich nur mit Gewalt zu helfen wusste.
Den Ärger des Tigers kann sicher jeder nachvollziehen – nichts ist schlimmer, als beim heiligen Mittagsschlaf gestört zu werden. Und genau das tat Timur. Minutenlang knabberte, trat und stieß er den geduldigen Tiger. Schließlich wurde es Amur doch zu viel – er schlug zu und biss Timur einmal sachte in den Rücken. Entsetzt torkelte Timur davon und Amur ... legte sich wieder zur Ruhe. Offensichtlich bestand keine Tötungsabsicht, trotzdem werden die beiden in Zukunft nicht mehr gemeinsam in einem Auslauf untergebracht sein. Sichtkontakt soll aber möglich sein. Demnächst hätte Timur ohnehin umziehen müssen, denn jetzt beginnt die Paarungszeit der Tiger. Das ebenfalls im Park lebende Tigerweibchen hätte die Anwesenheit eines Dritten – noch dazu eines nicht gefressenen Ziegenbocks – vermutlich etwas irritiert.
Momentan erholt sich Timur auf der Krankenstation – mehr vom Schock als von der Bisswunde. Bald muss er aber wieder fit sein, schließlich soll er sich für eine Kandidatur bei den nächsten Duma-Wahlen bewerben. Die vielen schönen Ziege-Tiger-Souvenirs kann der Park vermutlich wegwerfen, aber an Merch-Artikeln für den Polit-Bock ließe sich bestimmt wieder etwas verdienen. Aussichtslos ist seine Kandidatur jedenfalls nicht, er will sich zum Beispiel für die Einhaltung von Menschen- und Tierrechten einsetzen.

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